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SciFi-Episode 4
19.10.2017

Reise in die Zukunft

Jeden Monat finden Sie hier eine neue Folge der ESSENTIAL Science-Fiction-Serie Reise in die Zukunft. In einer fiktiven Welt, in der die Ziele des Pariser Klimaabkommens Wirklichkeit geworden sind, erkundet Blogger Nero den möglichen technologischen und gesellschaftlichen Wandel. Ziel der Serie ist es, möglichst kreativ mit ganz unterschiedlichen Visionen zu spielen, und den Leser mitzunehmen auf ein Gedankenexperiment: Wie könnte unsere Zukunft aussehen – und was bedeutet das für uns?

Science-Fiction-Kurzgeschichten: Teil 4

Der Stoff, aus dem Zukunft gemacht wird

„Spieglein, Spieglein an der Wand, was hältst Du von diesem Anzug?“ Es ist noch früher Morgen, als ich mich in einem Hotelzimmer in Stuttgart ankleide. Anzug muss sein, in anderthalb Stunden treffe ich mich schließlich mit jemandem, der sich von Berufs wegen mit guter Kleidung beschäftigt: Dem Vorsitzenden der im Jahr 2035 wiedergegründeten Vereinigung der süddeutschen Textilindustrie.
„Wenn Dich meine Meinung interessiert: Der Anzug sieht aus, als wäre er zehn Jahre alt“, sagt Avar unvermittelt. Eigentlich deaktiviere ich sie nachts immer, aus gutem Grund.
„Der Anzug ist zehn Jahre alt. Damals warst Du nur noch nicht in meinen Diensten“ kontere ich. „Und er stammt aus einer Fabrik hier in der Nähe, deshalb trage ich ihn heute.“
„Auf jeden Fall passt er nicht gut. Die Hose müsste doch am Bund spannen, oder? Und außerdem ist die Technik völlig veraltet. Ich empfange keinerlei Daten. Hat der überhaupt eine aktuelle Schnittstelle?“
„Nun ja“, winde ich mich. „Ehrlich gesagt ist er ziemlich analog. Die einzige echte Funktion – den Schrittzähler in der Hose – habe ich lange nicht genutzt. Machen ja längst die Schuhe.“
„Stell Dich mal vor den Spiegel“, weist Avar mich an. „Ich blende Dir mal einen echt coolen Anzug ein.“ Und tatsächlich, wie immer sie das genau macht, im Spiegel kann ich mich in einem schnittigen Anzug bewundern. Ich drehe mich nach rechts, dann nach links, das Spiegelbild folgt mir. „Dieser Zweiteiler von Steinmann & Löwe steht Dir gut“, lobt meine digitale Assistentin. „Außerdem kann er eine ganze Menge. Der Stoff des Jacketts verfügt über eine automatische Feuchtigkeitssteuerung. Wenn es regnet, bleibt er durch die hydrophobe Oberfläche und ein verschlossenes Gewebe ganz sicher trocken. Wenn es warm ist und Du schwitzt, werden die Poren im Gewebe weit und lassen besonders viel Luft durch. Müsste Dir ja eigentlich entgegen kommen.“
„Klingt interessant“, sage ich. „Kann er auch Kaffee kochen? Ich bräuchte jetzt einen.“
„Kaffee gibt es im Frühstücksraum, unten links neben der Rezeption“, antwortet Avar, nüchtern wie immer. Kann man Verständnis für Humor wirklich nicht programmieren?
„Soll ich den Anzug für Dich bestellen“, fragt Avar nun. „Er kostet derzeit nur 500 Digicoins.“

Ich gebe nach. Eigentlich mag ich die mit der Bestellung verbundene Prozedur nicht. Sie besteht im Wesentlichen darin, dass Avar mich per Laufzeit-Laserverfahren exakt vermisst. Dass die mit dem Älterwerden verbundene körperliche Unzulänglichkeit auf den Millimeter genau festgehalten wird, ist nicht schön. Dafür wird der Anzug exakt passen und nirgends drücken.


Als ich nach dem Gespräch mit dem freundlichen Geschäftsführer der Vereinigung wieder ins Hotel zurückkehre, schwirrt mir der Kopf. Anhand unzähliger Statistiken hat er mir gezeigt, warum Textilien im Jahr 2045 nicht mehr aus Niedriglohnländern importiert werden. Die Kernaussagen kann man wohl so zusammenfassen: Durch Künstliche Intelligenz und neue Fertigungsverfahren haben die ländlichen Regionen rund um Stuttgart keinen Wettbewerbsnachteil mehr. Zudem gäbe es für Low-Tech-Textilien ohne Sensoren und Elektronik keinen Markt mehr – ähnlich wie für Autos, die man selbst fahren muss. Erfolgreich seien nur noch Unternehmen, die Maßbekleidung für jedermann anfertigen können.

Als ich Avar den Artikel über den Wiederaufstieg einer einst totgesagten Branche diktieren will, unterbricht sie mich. „Der digitale Zwilling Deines neuen Anzugs hat sich gemeldet. Die Produktion ist abgeschlossen. Willst Du das Produktionsprotokoll lesen?“

Ich bestätige, das wäre vielleicht guter Stoff für meinen Beitrag.


Hallo Nero,

ich bin Dein neuer Anzug von Steinmann & Löwe. Ich wurde von Dir heute Morgen um 7 Uhr 37 in Auftrag geben. Meine Produktion verlief ohne nennenswerte Störungen. Zwar wurde eine unserer wichtigsten Zuschneidemaschinen heute wegen einer Wartung außer Betrieb gesetzt, aber dank unseres Predictive Maintenaince-Systems war das seit Wochen bekannt. Ich habe mich daher entschieden, meinen Zuschnitt nicht auf dem üblichen Laser-Bearbeitungszentrum durchführen zu lassen, sondern einen unserer Cobots gebeten, Hand anzulegen. Dadurch konnte ich meine Auslieferung am selben Tag garantieren. Die Elektronikintegration, das weißt Du als Neukunde vielleicht nicht, wird bei uns nach wie vor von speziell ausgebildeten Mechatronikern durchgeführt. Heute übrigens um 11:58 Uhr von Uwe J., der seit Jahren keinen einzigen registrierten Fehler gemacht hat. Die abschließende Funktionsprüfung im Regenkanal wurde um 13:22 abgeschlossen.

Was Du vielleicht noch wissen solltest: Durch meine Produktion wurden genau 202 Gramm CO2 erzeugt. Nicht eingerechnet ist hierbei der Energieverbrauch für die Nahrungsmittelproduktion, da wir unseren Mitarbeitern eine fleischlose Ernährung empfehlen, nicht aber vorschreiben. Die Rohstoffe für das Funktionsgewebe basieren auf biologischen Materialien, die überwiegend in Griechenland aus Olivenbaum-Blättern erzeugt wurden.

Ich hoffe, wir haben viel Freude miteinander. Ich werde Dich mein Leben lang begleiten, Dir bei hoffentlich nie auftretenden Störungen zur Seite stehen und Dir auch bei meiner Entsorgung behilflich sein.

Wenn Du dies liest, bin ich bereits mit einem unserer autonomen Logistikassistenten auf dem Weg zu Dir.


Dein ergebener P205-011E-072045


„Avar, es klingelt. Machst Du bitte auf?“
„Aber Nero, ich habe doch keine Hände“, antwortet sie prompt. Manchmal vergesse ich das glatt.

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