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Robo-WG
25.01.2018

Reise in die Zukunft

Jeden Monat finden Sie hier eine neue Folge der ESSENTIAL Science-Fiction-Serie Reise in die Zukunft. In einer fiktiven Welt, in der die Ziele des Pariser Klimaabkommens Wirklichkeit geworden sind, erkundet Blogger Nero den möglichen technologischen und gesellschaftlichen Wandel. Ziel der Serie ist es, möglichst kreativ mit ganz unterschiedlichen Visionen zu spielen, und den Leser mitzunehmen auf ein Gedankenexperiment: Wie könnte unsere Zukunft aussehen – und was bedeutet das für uns?

Science-Fiction-Kurzgeschichten: Teil 7

Der Tag, an dem Leio auszog

Hätte ich doch niemals dieses Geschenk gemacht! In den wenigen Wochen seit Weihnachten hatte sich unser zuvor so beschauliches Leben völlig verändert. Eigentlich sind wir, gemessen an den Standards des Jahres 2045, eine recht altmodische Familie. Drei Generationen leben unter einem Dach und treffen sich regelmäßig zu gemeinsamen Mahlzeiten. Statt uns permanent in virtuellen Welten zu bewegen, sitzen wir gemeinsam an einem großen Holztisch, umringt von Bücherregalen. Ein perfekter Ausgleich für mein Berufsleben als Tech-Blogger. So war es zumindest, bis meine Mutter im Herbst einen Hexenschuss bekam, als sie sich bückte, um einen Topf aus der untersten Schublade des Geschirrspülers zu räumen. Wochenlang plagte sie ihr Rücken – und mich das schlechte Gewissen. Schließlich waren in den Häusern ringsum längst humanoide Roboter im Einsatz. Kochen, Putzen, Waschen, all die Tätigkeiten, für die das Bürgertum des 19. Jahrhunderts ein Arsenal an Hausangestellten beschäftigte, lagen in den Händen autonomer Alles-Könner-Maschinen. Mehrfach hatte mir Avar, meine digitale Assistentin, schon vorgerechnet, wie viel Zeit wir sparen könnten, indem wir einen Humanoiden anschafften.

Am 24. Dezember letzten Jahres zog dann Leio bei uns ein. Ich hatte die Übergabe des Familien-Weihnachtsgeschenks sorgfältig inszeniert. Mehrere Abende verbrachte ich zuvor im Geräteschuppen, um Leio mit Hilfe von Fotos meiner Familie über Gewohnheiten und Vorlieben meiner Familie aufzuklären. Als alle anderen Geschenke übergeben waren, klopfte er an die Balkontür. Artig stellt Leio sich vor, gab einem nach dem anderen die Hand, begleitet von jeweils ein paar Sätzen. Zu meiner Mutter sagte er: „Ich bin gekommen, um Dich zu entlasten.“ Meinem 10-jährigen Sohn flüsterte er zu: „Ich habe gehört, Du möchtest alles über Raumschiffe wissen. Wenn Du magst, lese ich Dir nachher etwas vor.“ Dann zwinkerte er meiner Frau zu: „Wenn Nero wieder auf Reisen ist, laden wir all Deine Freundinnen ein – und ich räume nach der Party auf.“ Es war ein vielversprechender erster Abend, Leio packte sofort mit an, entsorgte das Geschenkpapier und räumte den Tisch ab. Irritierend war lediglich der Moment, als unser neuer Mitbewohner am späteren Abend damit begann, den Kühlschrank aufzuräumen. Als ich ihn bat, das auf den folgenden Tag zu verschieben, antwortete er: „Ich kann erkennen, dass die meisten Lebensmittel nicht in der für sie optimalen Temperaturzone liegen. Das schadet der Haltbarkeit und den Nährstoffen.“
„Ich will, dass Du das morgen machst“, sagte ich daraufhin klar und deutlich – und Leio gehorchte, nicht ohne mindestens eines seiner Augen zu verdrehen.

In den folgenden Wochen übernahm Leio die Macht. Wenn wir es uns abends mit ein paar Chips auf dem Sofa gemütlich machten, begann er mit Hinweis auf die Hygienevorschriften umgehend zu saugen. Ließ mein Sohn ein nur halbfertig gebautes Lego-Raumschiff vor dem Bett liegen, verwies Leio auf die Verletzungsgefahr und sortierte die Steine nach Farben und Größe geordnet ins Regal zurück. Einen guten Freund, der auf eine Tasse Kaffee vorbei kam, bat er, die Schuhe im Hausflur auszuziehen. Unser Haushalt war perfekt organisiert und reinlich wie nie zuvor. Doch schon bald hatte meine Mutter sich auf ihre Etage zurückgezogen und Leio nach einem lauten Wortgefecht verboten, ihre Räume zu betreten. Ich kontaktierte den Hersteller und fragte nach einem Ruhemodus – nur um zu erfahren: „Sie können Ihren Humanoiden durch einfaches Bitten jederzeit in den Ruhemodus versetzen. Der Gesundheit und Sicherheit Ihrer Familie zuliebe wird unser Produkt jedoch weiterhin das Geschehen überwachen. Sollte es dabei erkennen, dass es nach gängigen internationalen Standards zu Abweichungen kommt, steht Ihnen der Humanoid unverzüglich mit Rat und Tat beiseite.“

An einem Freitag Ende Januar mache ich mich nach einem Recherchetermin mit einem seltsamen Gefühl auf den Weg nach Hause. Schon im People Mover frage ich Avar: „Alles gut zuhause?“ Sie reagiert sofort: „Die Biosensoren in der Kleidung Deiner Familienmitglieder melden keinerlei ungewöhnliche Aktivitäten. Deine Mutter sitzt vermutlich am Schreibtisch und Dein Sohn spielt. Deine Frau ist laut Familienkalender noch in einem geschäftlichen Termin.“ Als sich die Haustür nach dem Iris-Scan öffnet, bin ich sofort alarmiert. Wie im letzten Jahr noch üblich, liegen Winterjacke, Stiefel und Schul-Tablet meines Sohns kreuz und quer auf dem Dielenboden. Mit beschleunigtem Schritt gehe ich in die Küche, aus der es nach angebranntem Essen riecht. Auf dem Herd finde ich die verkohlten Reste eines Gerichtes wieder, das vermutlich als Gulasch serviert werden sollte. Die Balkontüre steht weit offen, es ist eisig kalt. Im Esszimmer liegt ein aufgeschlagenes Buch auf dem Tisch. Das hätte Leio nie geduldet, denke ich und sehe mir den Titel an. „Per Anhalter durch die Galaxis“, eigentlich noch zu schwere Kost für meinen 10-jährigen. Ich schließe die Balkontür und gehe in den ersten Stock. Niemand hier. Auf der Treppe in den zweiten Stock höre ich es plötzlich. Lautes Gelächter. Die Stimmen meiner Mutter und meines Sohnes. Erleichtert reiße ich die Tür auf, die beiden sitzen über ein Tablet gebeugt am Schreibtisch. „Leio ist weg!“, rufe ich.
„Ich dachte es mir“, sagt meine Mutter mit einem breiten Lächeln. „Wir haben ihn gehackt und mit einem Fernweh-Virus infiziert.“

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