37-ecat E-Catalog
80-services Services
39-magazine Magazin
36-downloads Downloads
35-contact Kontakt
47-chevron-right
20-close Neuigkeiten aus erster Hand?

Neuigkeiten und Hintergründe aus der Dichtungstechnik erfahren, innovative Produkte kennenlernen – im kostenlosen E-Mail-Newsletter von Freudenberg Sealing Technologies.

Der Video-Beweis
22.03.2018

Reise in die Zukunft

Jeden Monat finden Sie hier eine neue Folge der ESSENTIAL Science-Fiction-Serie Reise in die Zukunft. In einer fiktiven Welt, in der die Ziele des Pariser Klimaabkommens Wirklichkeit geworden sind, erkundet Blogger Nero den möglichen technologischen und gesellschaftlichen Wandel. Ziel der Serie ist es, möglichst kreativ mit ganz unterschiedlichen Visionen zu spielen, und den Leser mitzunehmen auf ein Gedankenexperiment: Wie könnte unsere Zukunft aussehen – und was bedeutet das für uns?

Science-Fiction-Kurzgeschichten: Teil 9

Der Video-Beweis

„Hallo Nero“, meldet sich meine KI-Assistentin Avar. „Sie haben den Mord an Fußballspieler Max Hadrick aufgeklärt.“ Ich halte inne. Der Fall hat vor einigen Tagen im ganzen Land für Aufsehen gesorgt. „Das Motiv ist offenbar banal“, klärt mich Avar auf. „Familiendrama oder so. Aber Tathergang und Aufklärung könnten interessant für dich sein. Sie haben den Gedankenfeed eines der beteiligten Kommissare veröffentlicht. Soll ich es dir bereitstellen?“ Ich nicke und drücke nur Sekundenbruchteile später schon auf „Play“.


Das tosende Lärmen der Zuschauer machte es schwer, sein eigenes Wort zu verstehen. Inspector Lee stand stoisch inmitten der jubelnden Menge. Er machte sich nichts aus Fußball, würde diesen Sport wohl nie verstehen. Aber sein deutscher Freund, Kommissar Kevin Kleinholz, hatte ihn eingeladen. Zum Spitzenspiel. Die Serienmeister der vergangenen Jahre im Liga-Duell. Kleinholz‘ Augen hatten geglänzt, als er Lee davon erzählte: 3D-Druck Darmstadt gegen Freudenberg Frankfurt. Die beiden größten Klubs des Landes, gesponsert von zwei der größten Unternehmen der Welt. Und jetzt hatte irgendjemand ein Tor erzielt. Lee kaute auf seiner Anisstange, die ihm halb aus dem Mundwinkel hing, und richtete seinen Blick nach oben, wo zwei Dutzend riesige Bildschirme das Tor aus allen erdenklichen Perspektiven zeigten. Dazu kamen Screens, die das Spielfeld in kalibrierte Linien und Computermodelle umrechneten. Lee hatte keine Ahnung, wozu das gut sein sollte. Er würde Fußball nie verstehen.

Mord auf dem Fußballfeld?

Deswegen achtete er zunächst auch nicht besonders auf den Spieler, der zu Boden sank. Es geschah ja ohnehin zu viel drumherum. Die vielen verwirrenden holographischen Boxen über den Köpfen der Spieler, die irgendwelche Statistiken zeigten. Der Rasen, der sich alle paar Minuten in eine gigantische Werbebotschaft verwandelte, für die neueste Brennstoffzelle oder Kryoschneeskier. Aber dann rannten plötzlich die sieben Schiedsrichter alle zu dem Spieler, kurz darauf gefolgt von Sanitätern und Sanitätsrobotern, und die Geräusche um Lee herum veränderten sich: Tausende von Zuschauern sprachen plötzlich laut mit ihren unsichtbaren KI-Assistenten, erkundigten sich nach Newsfeeds, und ein Gerücht explodierte im Stadion wie ein Steppenbrand – Mord auf dem Fußballfeld?

Screen

Lee schnippte seine Anisstange zur Seite und sah zu seinem Freund. „Arbeit?“, fragte er ihn. Kleinholz zuckte mit den Schultern, seufzte frustriert, und zog eine Augenbraue hoch. Lee wusste, was das hieß: Sein Freund bat um Unterstützung.

Fehlende Perspektive

„Wie ist es denn möglich, dass das Spiel aus fünfzig Kameraperspektiven aufgenommen wird, und keine einzige hat eingefangen, was den Kerl getroffen hat?“, fragte Lee und erntete nur einen erneuten resignierten Blick von Kleinholz. Es war der Morgen nach dem Spiel und sie hatten das alles schon zweimal durchgekaut. „Uns fehlt vermutlich diese eine Perspektive aus dem 52-Grad-Winkel, und da stand keine Kamera, es flog auch keine Kameradrohne vorbei, und keiner der Spieler mit Ego-Kamera hat gerade in die Richtung geschaut“, erwiderte Kommissar Kleinholz genervt. Dann tippte er sich ans Ohr, und begann ein Gespräch mit seinem Avatar. Lees Gesichtsausdruck blieb unbeweglich, nur seine Kiefer malträtierten weiter die mittlerweile fünfte Anisstange des Tages. Er hasste diese KI-Assistenten. Schnickschnack. Ständige Ablenkung. Es hatte mal eine Zeit gegeben, als die Leute sich nicht so einfach ablenken ließen. Damals, bevor jeder mit einem KI-Assistent im Kopf herumlief, in der glückseligen, längst versunkenen Zeit der Smartphones. Die hatte man wenigstens noch weglegen können. 

Cam

Lee wandte sich zur Holowand um und betrachtete die Kameraeinstellungen, die Obduktionsscreenings und die ersten Investigationsberichte und faltete die Hände. Es war verzwickt. Etwas hatte den Spieler getroffen. Kein Projektil, eher eine Hitzewelle oder ein Strahl. Einer dieser modernen Minilaser? Aber davon starb man nicht. Außerdem hatten die Forensiker noch etwas entdeckt: Offenbar war der Spieler implantatgedopt gewesen. Eine zusätzliche Pumpe am Herzen, für mehr Ausdauer, ein durchaus riskanter Eingriff, und streng verboten im Hochleistungssport. Die Weltdopingagentur forderte seit Jahren komplette Body-Scans vor jedem Wettkampf, hatte sich aber nicht durchsetzen können. Privatsphäre und so. Lee blies Luft aus den Backen. Als ob Sportler umgeben von Kameradrohnen irgendeine Privatsphäre hätten.

Laut den Ergebnissen der Forensik hatte die Pumpe einige Minuten vor dem Todeszeitpunkt eine Fehlfunktion gehabt und eine Arterie blockiert. Irgendein Mikroventil hatte geklemmt, weil die Klappe überraschend geschmolzen war. Was nicht vorkommen sollte. Normalerweise hatten solche Ventile eine garantierte Million an Schaltzyklen. Seltsamer Fehler genau zum unpassendsten Zeitpunkt… Lee schürzte die Lippen, vergrößerte sich das Implantat und betrachtete die beschädigten Teile. Man sollte sich eben nicht mit seinem Leben auf diese moderne Technik verlassen, dachte er. Und wenn die beiden Beobachtungen zusammenhingen? Jemand hatte mit einem mikroskopisch kleinen Laserstrahl gezielt das Implantat sabotiert? Da hilft uns auch keine 52-Grad-Kameraperspektive, dachte Lee. Was wir hier brauchen, wäre eine Wärmebildkamera.

Sein Blick fiel auf den Newsfeed, der oben rechts am Holobildschirm entlang tickerte. „Anhaltende Proteste gegen neuesten Videobeweis im deutschen Fußball…“ Lee drehte sich zu Kevin Kleinholz um, der mit einem erneuten Tippen gegen sein Ohr gerade das Gespräch beendete. „Kevin, was hat es damit auf sich?“, fragte Lee, während er mit einem Auge versuchte die Nachricht zu entziffern. Sein deutscher Freund sah kurz hoch und rollte mit den Augen.

„Ach, das geht schon seit zwei Jahren so. Das ist nichts Wichtiges. Der DFB will was einführen, das nennen sie ‚Emotionsbeweis‘, damit soll man Spielern nachweisen können, ob ein Handspiel oder ein Foul Absicht war. Weil es so viele Fehlentscheidungen gibt, und die Fans sich beschweren, dass der Fußball nicht gerecht sei, obwohl sie seit Jahrzehnten immer mehr Beweiskameras aufstellen und mittlerweile zwei Dutzend Schiedsrichter am Bildschirm jede Millisekunde des Spiels analysieren. Ohne die Fehlentscheidungen stünde Darmstadt diese Saison schon sechs Punkte besser…“

Lee hob seine Hand: „Ich verstehe nichts von Fußball, Kevin. Aber wie wollen sie das messen? In der Nachricht stand was von…“ Lee sah zum Bildschirm zurück.

Spieler

„Mit hochauflösenden Wärmebildern“, antwortete Kevin Kleinholz. „Weil es da doch diese Studien gab, dass bei Unrechtsbewusstsein für einige Millisekunden die Körpertemperatur um 0,2 Grad steigt und vor allem dieses eine Areal im Gehirn aktiv wird.“
„Und die Tests mit den Kameras laufen schon?“

„Die testen seit einem Jahr, damit nächste Saison dann nichts schief geht. Scheinen sehr zufrieden, aber die Aufnahmen sind nicht für die Öffentlichkeit. Warum interessiert dich das so?“
„Besorg dir die Aufnahmen, Kevin. Und du hast deinen Mörder. Jemand, der an der Seitenlinie stand, schätze ich, oder sehr weit vorne saß. Such in den Wärmebildern nach einem sehr kleinen, sehr heißen Laserstrahl, der den Spieler direkt getroffen hat.“ Sein deutscher Freund sah ihn erstaunt an, und tippte sich sofort hinters Ohr.
Diese Fingerbewegungen zur Kommunikation mit der KI haben sich alle längst zu Marotten entwickelt, dachte Lee, und angelte nach einer Anisstange. Zum Glück hatte er keine Marotten.

Weitere Storys zu Akte Zukunft

Mockup der Zeitschrift ESSENTIAL Ausgabe November 2023

Unser Magazin

Themen, die bewegen.

Jetzt bestellen!

Melden Sie sich mit Ihren Zugangsdaten an

* Pflichtfeld

Passwort vergessen? Klicken Sie hier zum Zurücksetzen.

Oder

Sie haben noch keinen Account? Registrieren Sie sich jetzt!

Sie haben sich erfolgreich eingeloggt.

Registrieren und Zugang zu exklusiven Inhalten erhalten

Ihre Vorteile

  • Download von exklusiven Dokumenten wie Solution Sheets
  • Live Webinare/On-Demand Recordings zur Getränke- und Lebensmittelindustrie
  • Virtueller Rundgänge durch Produktionsstätten
  • Resistance Tools zur Auswahl des passenden Dichtungsmaterials

Sicherheitslevel

* Pflichtfeld

Oder

Sie haben bereits ein Konto? Weiter zum Login.

Vielen Dank. Ihre Registrierung war erfolgreich.

Wir haben Ihnen eine E-Mail zugesendet. Bitte klicken Sie zur Aktivierung Ihres Accounts auf den enthaltenen Aktivierungslink.

Wir haben Ihnen eine E-Mail zugesendet. Bitte klicken Sie zur Zuweisung eines neuen Passworts auf den enthaltenen Link.

Passwort vergessen?

Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse ein, um es zurücksetzen.

* Pflichtfeld

Das Formular wurde erfolgreich abgeschickt.

Wir haben Ihnen eine E-Mail zugesendet. Bitte klicken Sie zur Zuweisung eines neuen Passworts auf den enthaltenen Link.